Die Formel sagt dir, dass xy % einer bestimmten amerikanischen Bevölkerungsschicht die HF-Max von 220-Alter hat und ist weitgehend wertlos. Einzelne HF-Bereiche aufgrund von 220-Alter "berechnen" zu wollen ist regelrecht absurd und hat nichts, aber auch gar nichts mit "Wissenschaft" zu tun. |
Die Sache mit 220-Alter kommt von den drei Herren Fox, Naughton und Haskell [1] und stammt aus dem Jahre 1971. Die Jungs machten da eine Literaturstudie und zogen ältere nordamerikanische und europäische Untersuchungen mit ein. Es gab wohl einige kleinere Projekte, die Geschlecht, Fitnesszustand, Gewicht, BMI u.ä. mit einzogen um eine höhere Genauigkeit der Vorhersage zu erzielen, die die Autoren [2] aber als noch nicht abgeschlossen bezeichen, will heißen, die Stichproben waren wohl so gering, dass eine Verallgemeinerung der gefundenen Resultate fragwürdig erscheint. Ein Kritikpunt ist auch, die etwas laxe Handhabung bei HF-Max-Tests ohne klare (physiologische) Kriterien, um sicher zu sein, dass die Probanden auch tatsächlich ihre HF-Max erreichten. Meist wurde einfach eine Ausbelastung gefordert, der maximale HF-Wert festgehalten und fertig. Hatte einer keiunen Bock, blieb er halt 10 Schläge unter seiner HF-Max und wurde trotzdem berücksichtigt. Das würde in der genannten Fausformel zu einer Unterschätzung der HF-Max führen. Über eine Messung der O2-Aufnahme kann man über bestimmte Kriterien feststellen, ob wirklich eine maximale Belstung vorliegt oder nicht - was das Ganze natürlich aufwendiger macht. Bei der konkreten Untersuchung nahmen 383 Probanden teil, die Männer waren 38,04 - 12,8 Jahre alt und erreichten eine HF-Max von 188,28 - 12,63 (VO2Max 44,03 -9,08 und BMI 24,74 -2,62). Bei den Frauen 35,14 - 10,2 Jahre und HF-Max von 189,91 - 11,18 (VO2Max 40,97 -8,16 und BMI 21,49 -2,02). Signifikante Unterschiede (p<0,05) zwischen Männern und Frauen fanden sich bezüglich Gewicht, Größe und BMI, nicht für HF-Max und VO2-Max sowie Alter. Die HF-Max wurde auf einem Fahrradergometer über EKG-Ableitung in einem 15s-Intervall bestimmt. Nur 53,5% der Probanden erreichten nach der Atemgasanalyse eine Ausbelastung und wurden in die Auswertung einbezogen - d.h. fast die Hälfte der Probanden brach aufgrund subjektiver Erschöpfung den Test ab, obwohl nach objektiven Parametern keine Ausbelastung vorlag!! Bei der Stichprobe konnten mit dem Faktor Alter 43% der Unterschiede in der HF-Max erklärt werden, bei Hinzunahme von Gecshlecht, VO2-Max und BMI ergaben sich keine nenenswerten Verbesserung in der Varianzaufklärung. Eine lineare Regression ergab für die HF-Max 213,6 - 0,65 x Alter bei einem Standardfehler von 9,05 Schlägen/min. (Es werden einfach Alter und HF-Max in einem Diagramm dargestellt und die Gerade gesucht, bei der die Summe der quadrierten Abweichung zu der Linie am kleinsten sind - diese Gerade beschreibt dann am besten den Zusammenhang der beiden Größen) Die 220-Alter-Formel ergab eine Unterschätzung von 5,7 - 9,8 Schlägen/min - an der hohhen Standardabweichung sieht man, wie stark die Werte streuen. Bei einer Normalverteilung (wovon man bei biologischen Daten meist ausgeht) liegen im Bereich von - 1 Standardabweichung 68% aller Werte, bei -2 Standardabweichungen sind es 95% und bei 3 99,7% aller Werte. D.h. selbst für nur 68% ergibt die 220-Alter Formel Werte, die zwischen einer Überschätzung von 4,1 Schlägen und einer Unterschätzung von satten 15,5 Schlägen/min, bei 0,3% "der Bevölkerung" (wenn die Daten repräsentiv für die gesamte Bevölkerung wären) liegt die Formel also im Bereich von 23,7-35,1 Schläge zu tief. Der Fehler der Formel wächst mit dem Alter, d.h. mit zunehmendem Alter wird die Formel zunehmend ungenauer. In der Studie war z.B. ein 60-jährige mit HF-Max von knapp über 140 und einer mit fast 195! Im einzelnen sind das folgende absolute Fehler(also ohne Berücksichtigung ob Über- oder Unterschätzung): 20-29 J. 6,8-5,4 30-39 J. 8,0-6,0 40-49 J. 10,3-5,9 50-59 J. 13,6-6,2 60-64 J. 17,9-8,6 Der altersbedingte Abfall der HF-Max war bei Trainierten geringer als bei Untrainierten, ferner zeigte sich bei jüngeren Trainierten eine niedrige HF-Max und bei älteren eine höhere. Als Schlussfolgerung wird die weiterverwendung der 220-Alter-Formel in Frage gestellt. [1] S.M. Fox III, J.P Naughton, W.L. Haskell: Physical activity and the prevention of coronary heart disease. Annals of Clinical Research, 3 (1971), 404-432 [2] H.J. Engels, W. Zhu, R.J. Moffatt: An Experimental Evaluation of the Prediction of Maximal Heart Rate. Res. Qu. for Exercice and Sport 69 (1), 1998, 94-98 |
33 Jahre bin ich => 220 - 33 = maxHF 187 |
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